304 The Romance Influence: Heinrich von Morungen
Heinrich von Morungen
I 1 Leitlîche blícke
unde grôzlîche riuwe I 1
hânt mir daz herze und den lîp nâch verlorn. mîn alte nôt die klagte ich vür niuwe, wan daz ich vürhte der schimpfere zorn. Sínge aber ich dur die, díu mich vröwet hie bevorn, 5 sô velsche dur got nieman mîne triuwe, 5 wan ich durch sanc bin ze der welte geborn. 2 Manger der sprichet: "nu sehent, wie der singet! 2
3 15 Diu mînes herzen ein wunne und ein krôn ist
3
15
4 Stên ich vor ir unde schouwe daz wunder, 4
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The Romance Influence: Heinrich von Morungen 305
Heinrich von Morungen(d. 1222)Like Friedrich von Hausen, Heinrich von Morungen, a native of Thuringia, is also attested to in contemporary documents. He served as a «Ministeriale», that is, as a member of the lower service nobility at the court of Margrave Dietrich of Meissen—for a while also the patron of Walther von der Vogelweide—whom he had probably also accompanied to the Holy Land in 1197. He was given a veteran’s pension in the form of property by Dietrich, the proceeds of which he willed in a charter to the monastery of St. Thomas in Leipzig. He died in 1222.Heinrich von Morungen’s work is remarkable for its brilliant blend of imagery and formal beauty, its spirit of independence, and its ability to handle the conventional themes of «Minnesang» according to the rules, yet with complete individuality. Although his themes parallel those of Reinmar, including selfdenial, unrequited love, complaint, and entreaty, Morungen is clearly distinguished from Reinmar in that he expands on the fateful juxtaposition of love and death and incorporates nature and the senses in his poetry. Again, the manuscript tradition shows some overlaping with Reinmar and Dietmar von Eist.
(I) This poem reveals brilliant treatment of a conventional theme: the pain of love. Notice the lover’s tension—created by his desire to keep his feelings to himself for fear of ridicule. He longs for recognition by the lady, but knows that it is unattainable. He realizes it would be foolish to continue to love her, yet he cannot help it—she is so very beautiful. This and poem III are verse translations by Carl von Kraus:
(1) Blicke, die Leid schaffen, mächtiger Kummer / haben mir Seel und den Leib fast zerstört. / Die alte Not, die klagt’ ich aufs neue, / müßt ich nicht fürchten der Spottenden Hohn.
(5) Doch sing ich für die, die mich einstens machte froh, / bei Gott soll kein Mensch für falsch mich drum halten / denn für Gesang hab das Licht ich erblickt.(2) Mancher der spricht wohl: "ei, seht, wie der singet! / Hätt er ein Leid, er tät anders als so."
(10) Der kann nicht wissen, was mich treibt zu leiden: / jetzt mache ich’s wieder genau so wie einst. / Als ich mich dem Leid hingab, da war ich ihr nichts. / Dies ist die Not, die mich zwingt da zu singen: / Sorge gilt wenig, wo Menschen sind froh .(3) (15)Sie, meiner Seele Wonne, die Krone / aller der Fraun die ich jemals erblickt, / schön und noch schöner, an Schönheit die Schönste / ist sie, die Herrin: das muß ich gestehen. / All die Welt soll sie, die so schön ist, dringend sehn:
(20) "Noch wäre es Zeit, daß du, Herrin, mir lohntest: / Tor wär ich sonst dir zu widmen solch Lob."
(4) Steh ich vor ihr und betrachte der Schönheit / Wunder, das an ihr von Gott ist vollbracht,— / so viele Züge gibt’s da zu beschauen,
(25) daß ich gar gerne wollt ewig da stehn. / Wehe, so muß ich gar betrübt von dannen gehn: / da kommen Wolken, so dunkle, dazwischen / daß ich bin all ihres Glanzes beraubt.306 The Romance Influence: Heinrich von Morungen
II 1 In sô hôher swebender wunne
II
sô gestuont mîn herze ane vröiden nie. ich var, als ich vliegen kunne, mit gedanken iemer umbe sie, 5 sît daz mich ir trôst enpfie, 5 der mir durch die sêle mîn mitten in daz herze gie. 2 Swaz ich wunneclîches schouwe, 2
3 15 Wol dem wunneclîchen mære,
3
15
4 Sælic sî diu süeze stunde,
4
III Vil süeziu senftiu tôterinne,
III
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The Romance Influence: Heinrich von Morungen 307
(II) The following poem illustrates how Heinrich von Morungen incorporates nature and the senses in his poetry.
(1) Noch nie hat mein Herz einen solchen Überschwang wonnevollen Glücks erlebt.
(5) Seit mich ihr Trost erreicht hat, der mir durch meine Seele mitten ins Herz gedrungen ist, kreise ich in Gedanken immerzu um sie, als könnte ich fliegen.(2) Alles, was ich an Herrlichem erblicke, soll im Widerschein des Glücks erstrahlen, das ich empfinde.
(10) Luft und Erde, Wald und Wiese sollen meine Freudenzeit begrüßen. Ich habe zuversichtlichen Glauben und beseligenden Trost gewonnen; deswegen darf ich so überglücklich sein.(3) (15) Gepriesen sei die beseligende Kunde, die mir so lieblich in den Ohren klang, und die süße Qual,
die mir mit so viel Freude ins Herz drang, wodurch mich ein Glücksgefühl durchströmte,(20) das mir vor lauter Liebe wie ein Tau aus den Augen floß.
(4) Gepriesen sei die süße Stunde, gepriesen sei die Zeit, der Tag der Tage, an dem das Wort von ihrem Mund kam,
(25) das mir so zu Herzen ging, daß ich vor Glück erbebte und [ich] vor Liebe nicht mehr weiß, was ich über sie sagen soll.
(III) One of the principal conventions of «Minnesang» is that of the cruel lady whom the poet nevertheless cannot put out of his mind or cease to love. In this poem, Heinrich on Morungen plays with this convention in a series of paradoxes and oxymora—for instance ‘gentle murderess’—, of which the first line is a good example, and threatens even to haunt his lady in the next life if she rejects him in this one, transferring the feudal conception of subjection and service to the next world (Sayce, Poets of the Minnesang).
Ihr Mörderin, ihr süße, sanfte, / warum nur wollt ihr töten mir den Leib, / wo ich von Herzen euch doch liebe, / fürwahr, o Herrin, über alle Fraun?
(5) Wähnet ihr <...>, wenn ihr mich tötet, / daß ich euch nimmer werde dann erschaun? / Nein, dazu hat die Liebe mich gezwungen, / daß eure Seel ist Herrin meiner Seele. / Soll mir hier nicht werden Heil
(10) von eurem hehren Leibe, / muß meine Seel euch doch gestehn, / daß Eurer Seele dort sie dient als einer reinen Frauen.308 The Romance Influence: Heinrich von Morungen
IV 1 Owê,— IV 2
sol aber mir iemer mê geliuhten dur die naht noch wîzer danne ein snê 5 ir lîp vil wol geslaht? 5 Der trouc diu ougen mîn: ich wânde, ez solde sîn des liehten mânen schîn. Dô tagte ez. 2 10 "Owê,— 2 10
3 Owê,— 3
4"Owê,— 4
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The Romance Influence: Heinrich von Morungen 309
(IV) «Tagelieder» are rare in «Minnesang». And even this one is not of the ordinary kind. What makes this poem so remarkable are both the charming tension between secrecy and discovery expressed by the staccato-like reminders of the approaching day at the end of each strophe, and the clearly innovative and perhaps slightly ironic inclusion of the lover’s anatomy. The dialog structure of the poem is also somewhat reminiscient of a «Wechsel».
(1) "Oh weh,
wird mir je wieder ihr herrlicher Körper—noch weißer als der Schnee—durch die Nacht entgegenschimmern?
(6) Der täuschte meine Augen; ich dachte, es sei der Schein des hellen Mondes.
Da wurde es Tag."(2) (10) "O weh,
wird er je wieder
(10) den Morgen hier in den Tag übergehen lassen können? Die Nacht soll uns so vergehen, daß wir nicht zu klagen brauchen:
(15) ‘O weh, nun ist es Tag’, wie er klagte, als er neulich bei mir schlief.
Da wurde es Tag."(3) "O weh,
(20) sie küßte mich unzählige Male, als ich schlief. Da tropften ihre Tränen herab. Ich tröstete sie jedoch,
(25) so daß sie aufhörte zu weinen und mich in die Arme nahm.
Da wurde es Tag."(4)"O weh,
daß er sich so oft
(30) an mir festgesehen hat! Als er mir die Decke wegnahm, wollte er meine bloßen Arme hüllenlos sehen. Es war wirklich ein Wunder,
(35) daß er dessen nie müde wurde.
Da wurde es Tag."
310 The Romance Influence: Hartmann von Aue
Hartmann von Aue
I 1 Dem kriuze zimet
wol reiner muot I
und kiusche site, sô mac man sælde und allez guot erwerben dâ mite. 5 ouch ist ez niht ein kleiner haft 5 dem tumben man, der sînem lîbe meisterschaft niht halten kan. Ez wil niht, daz man sî 10 der werke dar under vrî. 10 waz touget ez ûf der wât, der sîn an dem hérzen niene hât? 2 Nu zinsent, ritter, iuwer leben 2
3 25 Diu werlt lachet mich triegende an 3
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The Romance Influence: Hartmann von Aue 311
Hartmann von Aue(c.1170-1215)Hartmann von Aue is better known as an epic poet. Thus, his lyric achievements are often overlooked in favor of his narrative works and the so-called «Büchlein» or «Klage»—which is what it is called in the prologue—, chronologically Hartmann’s oldest work (c. 1180). It represents a «Streitgespräch» or debate between the poet’s "herze," in its capacity as the repository of all the senses, and his "lîp," his body, concerning matters of love and which of the two is responsible for the spell of love. Attempts have been made to arrange his lyrical poems in chronological order, but these have largely remained futile (with the exception of the crusading songs whose lateness is unanimously accepted). Many formal features, such as the four-line «Abgesang», point to a definite Romance influence (Reusner)
(I) The following «Kreuzzugslied» was Hartmann von Aue’s first. It reveals his conviction that knighthood’s foremost task is to provide an answer to the call of "got unde der werlde gevallen" (‘to please both God and the world’). Hartmann personifies the world as a deceitful temptress who beckons him to follow her. It may be interesting to speculate on the range of meaning hidden behind the word "hacchen" (l. 29) (translated here as «Vettel»). It variously means ‘whore,’ ‘witch,’ ‘demon,’ ‘hook,’ and ‘heel,’ the latter perhaps suggesting the poet’s chase. Personifications of this kind are fairly common throughout the Middle Ages, although not the kind of personal confession which culminates in Hartmann’s rejection of Lady World’s advances. In the fourth stanza Hartmann reiterates the grief over the death of his lord, which subsequently prompted him to take up the cross in the fervent hope that any blessings deriving from such a commitment might also benefit the soul of his departed master. The "Christi Blumen" of which Hartmann speaks in l. 51f. probably just refer to the cross which he had affixed to his clothes.
(1) Nur ein reiner Sinn und ein Verhalten frei von Begehrlichkeit und Habsucht / paßt zum Zeichen der Kreuzfahrt; / dann aber kann man alles Glück und Gut [auf Erden wie im Himmel] / mit seiner Hilfe erlangen.
(5) Auch kräftigt es den Geist / dessen nicht wenig, / der seinen [schwachen] Leib / nicht beherrschen kann. / Es läßt nicht zu, daß man sich
(10) um die Erfüllung des göttlichen Gebotes drückt. / Was hat einer davon, es nur auf dem Rock zu tragen, / wenn es nicht sein Herz ausfüllt?(2) Nun zahlt, Ritter, als Zins euer Leben / und euren Geist
(15) für ihn, der euch Leben und Reichtum / gegeben hat. / Wer stets für Erfolg und Ruhm in der Welt / zu kämpfen bereit war, / aber jetzt für Gott nicht kämpfen will,
(20) der weiß nicht, was er tut. / Denn wenn ihm vergönnt ist, / gesund zurückzukehren, / bringt ihm das doppelten Gewinn: / Ehre unter den Menschen und das ewige Leben im Himmel.(3) (25) Voll Trug lacht die Welt mich an / und winkt mir zu. / Und in meiner Torheit ließ ich / mich von ihr verführen. Lange bin ich der Vettel
(30) nachgelaufen. / Dorthin trieb es mich, / wo zuletzt jeder verraten ist. / Mein Herr, Christus, hilf mir,
(35) mit deinem Zeichen, das ich hier trage, / mich von dem, der mich / verderben will, frei zu machen.312 The Romance Influence: Hartmann von Aue
4 Sît mich der tôt beroubet hât
4
des herren mîn, swie nû diu werlt nâch im gestât, 40 daz lâze ich sîn. 40 der vröide mîn den besten teil hât er dâ hin, schüefe ich nû der sêle heil, daz wær ein sin. 45 Mac ich íme ze helfe komen, 45 mîn vart, die ich hân genomen, ich wíl ime ir hálber jehen. vor gote müeze ich in gesehen. 5 Mîn vröide wart nie sorgelôs
5
6 Mich hât diu welt alsô gewent,
6
II 1 Ich var mit iuweren hulden, herren unde
mâge. II
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The Romance Influence: Hartmann von Aue 313
(4) Nachdem der Tod mir / meinen Herrn genommen hat, / kümmert mich nicht mehr, / was nun, nach seinem Tod, in der Welt geschieht.
(41) Mit ihm ist dahingesunken / alle Freude, die mich wirklich berührte. / Wenn ich jetzt mein Seelenheil erwürbe, / täte ich, was (nun noch) vernünftig ist.
(45) Falls ich ihm damit beistehen kann, / soll ihm der halbe Gewinn der Fahrt, / zu der ich mich verpflichtet habe, gehören. / Gott gebe, daß ich ihn vor seinem Antlitz wiedersehe!(5) Nie konnte ich ganz unbeschwert froh sein
(50) bis zu dem Tag, / an dem ich mir Christi Blumen wählte, / die ich hier trage. / Die zeigen einen Sommer an, / der mit seiner Fülle
(55) süß das Auge erquickt. / Gott leite uns dorthin, / wo den schwarzen Teufel seine Treulosigkeit / aus dem zehnten Chor gestoßen hat, / in den die Rechtschaffenen
(60) wohl noch aufgenommen werden können.(6) Die Welt ist so mit mir umgegangen, / daß ich nach ihr / kaum noch Verlangen empfinde. / Das ist sehr gut für mich.
(65) So wie es nun steht, / hat Gott freundlich für mich gesorgt, / daß die Rücksicht auf Irdisches, / die viele wie eine Fessel bindet, / so daß sie zurückbleiben müssen,
(70) mich nicht zu kümmern braucht, / wenn ich nun mit dem Kreuzheer / in seliger Heiterkeit aufbreche.
(II) This «Kreuzzugslied» is celebrated by many as one of the highlights of Middle High German lyric poetry (Reusner). Again, Hartmann rejects «Minne», that is, courtly love, in favor of his love for God. At first, we are left in darkness as to what the "Reise" might entail and of what kind of «Minne» Hartmann is speaking. It is not until well into the second strophe, and finally, in the third, that he reveals his intentions: to lecture his fellow poets on the futility ("wân") of the kind of «Minne» they are celebrating in their songs.
(1) Mit eurem freundlichen Einverständnis breche ich auf, ihr Herren und verwandte Freunde. / Dem Land (das ich verlasse) und den Menschen (in ihm) wünsche ich Wohlergehen. / Unnötig ist es, daß jemand nach (dem Sinn) meiner Reise fragt;
314 The Romance Influence: Hartmann von Aue
ich sage wol vür wâr die reise <mîn>.
5 Mich vienc diu minne und lie mich varn ûf mîne sicherheit. nu hât si mir enboten bî ir liebe, daz ich var. ez ist unwendic, ich muoz endelîchen dar. wie kûme ich bræche mîne triuwe und mînen eit! 2 Sich rüemet maniger, waz er dur die
minne tæte. 2
3 Ir minnesinger, iu muoz ofte misselingen,
3
III 1 Manger grüezet mich alsô
III
2 Ze vrowen habe ich einen sin: 2
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The Romance Influence: Hartmann von Aue 315
denn ich bekenne frei mein Ziel:
(5) Die Liebe hat mich gefangen, nur ließ sie mich (bisher) auf mein Treueversprechen hin meiner Wege gehn. / Nun hat sie mir, wenn ich sie nicht verlieren will, den Aufbruch geboten. / Es gibt kein Zurück, ich muß mich auf den Weg dorthin zu meinem endgültigen Ziel machen. / Unmöglich kann ich Treue und Eid brechen.(2) Viele rühmen sich dessen,
(10) was sie um der Liebe willen vollbringen. / Die Worte höre ich gut, aber wo sind die Taten? / Dagegen verlangte mich danach zu sehen, daß sie viele von ihnen bitten würde, / ihr so zu dienen, wie es meine Aufgabe ist. / Das ist Liebe, wenn man um der Liebe willen, was man liebt, verlassen muß. / Nun seht, wie sie mich aus der Heimat über das Meer (in die Fremde) fortreißt.
(15) Und mag auch Herr Saladin1 leben, er und sein ganzes Heer, / die brächten mich aus diesem Land nicht einen Schritt.(3) Ihr Minnesänger, ihr müßt ja scheitern. / Wenn ihr erfolglos seid, liegt es daran, daß eure Liebe nicht mehr als (bloße) Hoffnung ist. / Ich kann mich dagegen rühmen, von wahrer Liebe zu singen,
(20) da wir, die Liebe und ich, gegenseitig unser sicher sind. / Was ich begehre, seht, das will ebenso begierig mich. / Dagegen muß euch eure Hoffnung immer wieder enttäuschen, / denn ihr jagt einem Partner nach, dem ihr gleichgültig seid. / Warum könnt ihr Armen nicht eine Liebe lieben wie ich?(III) This critique of unrequited love reflects Hartmann’s annoyance at one-sided relationships. What is unusual is the fact that he refers to himself in the poem by name, a rare feature in lyric poetry. It is debatable whether the poem is one of Hartmann’s latest love songs, thus spelling out his final verdict of courtly love, or whether it merely represents an early glimpse at Walther von der Vogelweide’s concept of «ebene Minne», or mutual love.
(1) Manch einer spricht mich so an—/ was mich gar nicht in Begeisterung versetzt: / "Hartmann, laß uns den ritterlichen Damen / den Hof machen!"
(5) Mag er mich doch in Ruhe lassen / und losrennen zu den Damen! / Bei vornehmen Frauen werde ich, wie ich weiß, nichts anderes zuwege bringen, / als müde vor ihnen zu stehen.(2) In bezug auf Damen denke ich folgendes:
(10) Wie sie zu mir sind, so bin ich zu ihnen. / Denn ich kann meine Zeit angenehmer / mit einfachen Frauen verbringen. / Von ihnen gibt es viele, wohin ich auch komme. / Da finde ich eine, / der ich nicht nachlaufen muß;
(15) in sie bin ich gerne verliebt. / Was habe ich davon, wenn meine Gedanken zu hoch hinauswollen?
316 The Romance Influence: Hartmann von Aue
3 In mîner tôrheit mir
beschach, 3
daz ich zuo zeiner vrowen gesprach: "vrowe, ích hân mîne sinne 20 gewant an iuwer minne." 20 dô wart ich twerhes an gesehen. des wil ich, des sî iu bejehen, mir wîp in solher mâze spehen, diu mir des niht enlânt beschehen. |
The Romance Influence: Hartmann von Aue 317
(3) Aus Dummheit / sagte ich einmal zu einer Dame: / "Herrin, ich habe beschlossen, / (20) Euch zu lieben." / Da hat sie mich schief angesehen. / Daher will ich, sei euch gesagt, / mir solche Frauen aussuchen, / bei denen mir so etwas nicht passieren kann.