282 The Native Tradition: Der von Kürenberg
 
 
 
 

 

Der von Kürenberg
 

 
I "Ich zôch mir einen valken mêre danne ein jâr I 
dô ich in gezamete als ich in wolte hân 
und ich im sîn gevidere mit golde wol bewant, 
er huop sich ûf vil hôhe und vlouc in ándèriu lant. 

Sît sach ich den valken schône vliegen: 
er vuorte an sînem vuoze sîdîne riemen, 
und was im sîn gevidere alrôt guldîn. 
got sende sî zesamene die gerne gelíep wéllen sîn!" 
  
II "Ich stuont mir nehtint spâte an einer zinne, II 
dô hôrt ich einen rîter vil wol singen 
in Kürenberger wîse al ûz der menigîn: 
er muoz mir diu lant rûmen, alder ich geniete mich sîn."

 
 
The Native Tradition: Der von Kürenberg 283

 

Der von Kürenberg
 

    Der von Kürenberg is the earliest among the named representatives of «einheimische» or native Middle High German lyric poetry. He lived in Lower Austria around the middle of the twelfth century. The fifteen poems which have been preserved are all written in the so-called "des Kürenbergers wîse"—the «Kürenberger Strophe», as Der von Kürenberg proudly states in the poem "Ich stuont mir nehtint spâte an einer zinne" (II), revealing a healthy poetic ego. Although no affinity can be established to the Romance tradition, his poems are clearly embedded in a feudal setting. Just as in the anonymous poems, women assume an active role on the stage of love; they reveal their thoughts in so-called «Frauenstrophen», a feature which is illustrated poignantly in the falcon song below (I). «Frauenstrophen» are complemented by «Männerstrophen», which, when appearing in the form of an exchange between a man and a woman, become a «Wechsel». In such an exchange, the song partners assume an almost epic stance and do not address each other directly. The third poem in the selection below (III) is a good example of a «Wechsel», alternating «Frauenstrophe» and «Männerstrophe».
 
    The poems of Der von Kürenberg are all written in «Reimpaaren» or rhymed couplets, and in a metrical arrangement which imitates the Germanic long line familiar from Old High German poetry and anticipates the later «Nibelungenstrophe», with its strophic pattern of four long lines with seven to eight beats.

 

(I) The «Falkenlied» is Der von Kürenberg’s best-known poem. Sayce, in Poets of the Minnesang, points out the difficulty we encounter when trying to come up with a definitive interpretation of the poem: Does the poem describe the loss of a real falcon, or is the falcon a symbol for the lover? Is it a «Wechsel», or is the speaker the same in both strophes? Parallels in courtly literature strongly suggest a symbolic interpretation, and only one speaker for both strophes.

"Ich habe mir länger als ein Jahr einen Falken abgerichtet. Als ich ihn gezähmt hatte, wie ich ihn haben wollte, und ich ihm sein Gefieder mit Gold schön umwunden hatte, stieg er hoch auf und flog davon."

"Seither sah ich den Falken herrlich fliegen. Er trug seidene Fesseln an seinem Fuß, und sein Gefieder war ganz rotgolden. Gott führe die zusammen, die einander lieben wollen."

 

(II) Take note of the general tone of this poem: "einen Ritter" in the first strophe and "einer Dame" in the second. Both lady and knight speak of each other in the third person, highlighting the nature of the «Wechsel», that is, an alternating non-personal address. And yet, they both speak in unmistakably self-assured terms.

"Ich stand gestern abend spät auf einer Zinne; da hörte ich mitten aus der Menge einen Ritter herrlich auf eine Kürenberger-Melodie singen—Er muß mir das Land verlassen, oder ich gewinne ihn für mich."

284 The Native Tradition: Der von Kürenberg/Dietmar von Eist
 

 
"Nu brinc mir her vil balde mîn ros, mîn îsengewant, 
wan ich muoz einer vrouwen rûmen diu lant. 
diu wil mich des betwingen, daz ich ir holt sî. 
si muoz der mîner minne iemer dárbènde sîn." 

III Wîp unde vederspil diu werdent lîhte zam. III 
swer si ze rehte lucket, sô suochent sî den man. 
als warb ein schœne ritter umbe eine vrouwen guot. 
als ich dar an gedenke, sô stêt wol hôhè mîn muot.

 

 
Dietmar von Eist
 
I "Slâfest du, vriedel ziere? I 
man wecket uns leider schiere; 
ein vogellîn sô wol getân 
daz ist der linden an daz zwî gegân." 

"Ich was vil sanfte entslâfen. 
nu rüefestû kint wâfen. 
liep âne léit mác niht sîn. 
swaz du gebiutest, daz leiste ich, vriundin mîn." 

Diu frouwe begunde weinen. 
"du rîtest hinnen und lâst mich eine. 
wenne wílt du wider her zuo mir? 
owê du vüerest mîne vröide sant dir!" 

II Uf der linden obene dâ sanc ein kleinez vogellîn. II 
vor dem walde wart ez lût: dô huop sich aber daz herze mîn 
an eine stat dâ ez ê dâ was. ich sach dâ rôsebluomen stân: 
die manent mich der gedanke vil die ich hin zeiner vrouwen hân.

 
The Native Tradition: Der von Kürenberg/Dietmar von Eist 285

 

"Nun bring mir schnellstens mein Pferd, meine Rüstung, denn ich muß um einer Dame willen das Land verlassen. Die will mich dazu zwingen, daß ich sie liebe. Sie wird auf meine Liebe ein für allemal verzichten müssen."
 

(III) Frauen und Jagdvögel4 werden leicht zahm: wenn man sie richtig lockt, dann fliegen sie auf den Mann. So umwarb ein schöner Ritter eine edle Dame; wenn ich daran denke, wird mir ganz warm ums Herz.
 
 

Dietmar von Eist 

A nobleman like Der von Kürenberg, Dietmar von Eist also comes from upper Austria. He was presumably born in 1139 and died in 1171.

 

Various scholars have attributed one of Dietmar’s most famous poems (I) to an as yet anonymous pseudo-Dietmar. The poem reveals some Provençal influence in that it utilizes features of the «alba», or dawn-song («Tagelied»): the nature setting, the warning of dawn’s approach in the song of the bird, and the sorrowful parting of the lovers. On the other hand, the watchman who wakes the lovers, the refrain, and the concept of service, which are a sign of Romance influence, are absent (Sayce, Poets of the Minnesang).

(I) "Schläfst du, schöner Liebster? Leider weckt man uns bald. [Schon] hat sich ein schönes Vögelchen auf den Zweig der Linde gesetzt."

"Ich war so sanft eingeschlafen, nun rufst du, Kind, ‘auf, auf!’ Lieb ohne Leid kann es nicht geben. Was immer du sagst, das tu ich, meine Freundin."

Die Frau begann zu weinen. "Du reitest fort und läßt mich allein. Wann wirst du wieder zu mir kommen? O weh! Du nimmst mein Glück mit dir fort."

 

(II) In this «Wechsel» the linden, the little bird, and the flowers serve as vehicles of somewhat parallel memories of happier times:

"Hoch oben auf der Linde, da sang ein kleines Vögelchen. Am Waldrand ließ es sich hören; Da zog es mein Herz wieder an einen Ort, wo es früher gewesen war. Ich sah die blühenden Rosen stehen, die erinnern mich an die vielen Gedanken, die ich einer Frau zuwende."

286 The Native Tradition: Dietmar von Eist/Meinloh von Sevelingen

 
"Ez dunket mich wol tûsent jâr, daz ich an liebes arme lac. 
sunder âne mîne schulde vremedet er mich menegen tac. 
sît ich bluomen niht ensach noch enhôrtè der vogel sanc, 
sît was mir mîn vröide kurz und ouch der jâmer alzelanc."
 
 
 


Meinloh von Sevelingen

 
I Ich bin holt einer vrowen: ich weiz vil wol umbe waz. I 
sît ich ir begunde dienen, si geviel mir ie baz und ie baz. 
ie lieber und ie lieber sô ist si zallen zîten mir, 
ie schœner und ie schœner, vil wol gevállèt si mir.
 
The Native Tradition: Dietmar von Eist/Meinloh von Sevelingen 287

 

"Es scheint mir tausend Jahre her zu sein, daß ich im Arm des Geliebten lag. Ganz ohne mein Verschulden meidet er mich [schon] manchen Tag. Seither hatte ich kein Auge mehr für Blumen und kein Ohr mehr für das Lied der Vögel, seither war alle Freude für mich von kurzer Dauer und der Schmerz allzu lang.
 

 
 
Meinloh von Sevelingen

    Born near Ulm, Meinloh von Sevelingen is presumed to have written most of his poetry around 1180. He is the first known poet to describe courtship in terms of service and reward, leading scholars believe that he was familiar with the Romance lyric and its feudal traditions while still adhering to the indigenous use of «Frauen-» and «Männerstrophen». Moreover, the ennobling and refining effect of women on men in the poems of the later masters of «Minnesang» is anticipated by such lines as: "Du hâst im vil nâch bekêret beidiu sin unde leben" ("Du gabst ihm neuen Sinn und neues Leben," l. 5 of "Dir enbiutet sînen dienst"). The «Männerstrophe» (poem I) reveals fully the courtly concept of «Minne», expressing it in epithets typical of courtly convention according to which the lady appears as the epitome of perfection ("ie schœner und ie schœner"; "der besten tugende pfligt ir lîp"; "si ist sælic zallen êren"). Hyperbole serves as the vehicle of last resort when all other words seem to frustrate the poet’s desire to express adequately what he feels.

(I) Ich liebe, ich weiß wohl, warum. Seit ich ihr zu dienen begonnen habe, gefiel sie mir immer besser und besser. Sie ist mir immer lieber und lieber [geworden], immer schöner und schöner, sie gefällt mir über die Maßen.

288 The Native Tradition: Meinloh von Sevelingen

 
5 sist sælic zallen êren, der besten tugende pfligt ir lîp. 5 
sturbe ich nâch ir minne 
        und wurde ich danne lebende, sô wurbe ich aber umbe daz wîp. 
  
II "Mir erwélten mîniu ougen einen kíndèschen man. II 
daz nîdent ander vrowen: ich hân in anders niht getân, 
wan obe ich hân gedienet, daz ich diu líebèste bin. 
dar an wil ich kêren mîn herze und al den sin. 
Swelhiu sînen willen hie bevor hât getân, 
verlôs si in von schulden, 
        der wil ich nu niht wîzen, sihe ichs unvrœlichen stân." 
  
III "Sô wê den merkæren! die habent mîn übele gedâht, III 
si habent mich âne schulde in eine grôze rede brâht. 
sie wænent mir in leiden, sô sî sô rûnent under in. 
nu wizzen alle gelîche, daz ich sîn vríundè bin; 
Ane nâhe bî gelegen, des hân ich weiz got niht getân. 
stæchen si ûz ir ougen! 
        mir râtent mîne sinne an deheinen andern man." 
  
IV Die lügener in dem lande, swer der eine wil bestân, IV 
der sol stille swîgen und sol die mérkære lân 
reden, swaz in gevalle, sô ist er guot vrowen trût. 
sô mac er vil triuten, sweder er wil, stille und überlût. 
5 der dâ wol helen kan, der hât der tugende alremeist. 5 
er ist unnütze lebende, der allez gesagen wil, daz er weiz. 

"Ich hân vernomen ein mære mîn muot sol aber hôhe stân: 
wan er ist komen ze lande, von dem mîn trûren sol zergân. 
mîns hérzen leide sî ein úrlòup gegeben. 
10 mich heizent sîne tugende daz ich vil stæter minne pflege. 10 
ich gelege mir in wol nâhe, den selben kíndèschen man. 
sô wól mich sînes komens! wie wol er vrowen dienen kan!"

 
 

The Native Tradition: Meinloh von Sevelingen 289

 

(5) Sie ist gesegnet mit allen Ehren, übt sich in den besten Tugenden. Stürbe ich [vor Sehnsucht] nach ihrer Liebe und würde ich dann auferstehen, so würbe ich wieder um diese Frau.

Poems II and III are «Frauenstrophen»; their tone reminds us of the women in the poems of Der von Kürenberg and Dietmar von Eist, and the concept of unattainability, which is so prevalent in the poetry of subsequent «Minnesänger», is still entirely absent.

(II) "Meine Augen haben mir einen jungen Mann ausgesucht. Deswegen sind andere Frauen neidisch. Ich habe ihnen nichts anderes angetan, als daß ich mich angestrengt habe, die Liebste zu sein. Darauf will ich [weiterhin] Herz und Verstand richten. Wenn die, die vorher getan hat, wie er wollte, ihn durch eigene Schuld verloren hat, will ich sie jetzt nicht tadeln, wenn ich sie traurig dastehen sehe."

 

(III) Schande über die Spitzel! Die sind böse über mich hergefallen; sie haben mich schuldlos in ein großes Gerede gebracht. Sie glauben, sie verleiden ihn mir, wenn sie so untereinander tuscheln. Nun mögen es alle wissen, daß ich seine Liebste bin, aber ohne mit ihm geschlafen zu haben; das habe ich weiß Gott nicht getan. Stäche man ihnen doch die Augen aus! Mir raten meine Sinne doch zu keinem anderen Mann.

(IV) This poem, whose first strophe clearly falls into the category of «Spruchdichtung», or didactic poetry5—sometimes also referred to as 'gnomic poetry'—, deals with the subject of secrecy in matters of love ("tougen minne," cf. the anonymous poem "Tougen minne diu ist guot") and the one virtue necessary to assure its success: to be discrete and a confidant to one’s lover. The second strophe, on the other hand, is again a «Frauenstrophe» with its familiar forward tone. Because there is some doubt among scholars whether the poem ought to be viewed as a «Wechsel», some, as for instance Schweikle in his Mittelhochdeutsche Minnelyrik, treat the strophes separately.

Wer mit den Lügnern im Lande nichts zu schaffen haben will, der muß sich ganz still verhalten und die Aufpasser reden lassen, was sie mögen: dann ist er den vornehmen Damen lieb, dann kann er durchaus nach seinem Willen im Geheimen oder offen lieben.

(5) Wer sich gut auf Geheimhalten versteht, ist der Allertüchtigste. (Aber) ein nutzloses Dasein führt, wer über alles redet, wovon er weiß.

"Ich habe etwas gehört, was mein Herz wiederum höher schlagen läßt, denn der ist angekommen, der meine Traurigkeit vertreiben soll. Mein Herzenskummer mag Abschied nehmen.

(10) Seine (des Freundes) Vorzüge gebieten mir, sehr beständig zu lieben. Ich will diesen jungen Freund ganz nahe zu mir legen. Welch ein Segen ist sein Kommen für mich! Wie gut er es versteht, den (adeligen) Frauen zu dienen."