466 Medieval Drama: Fastnachtspiel

 

 

Shrovetide plays
 
 

    The chronology of shrovetide plays such as Ein Vastnachtspil is rather difficult to ascertain in view of the fact that the shrovetide plays of the fifteenth century are mostly anonymous and because any manuscripts discovered by scholars, even if dated, did not necessarily permit the conclusion that they were originals and not merely copies of a work with a much earlier date of origin. Scholars have agreed to treat any kind of chronological information as relative and to determine the age of a play simply by the degree of dramatic independence it reveals.

    All we know about the following play is that it was probably written during the middle of the fifteenth century. It possesses a revue-like («Reihenspiel» in the form of «Einzelvorträge»), rather simple ‘dramatic’ structure with a series of individual speeches directed at the audience. The actors were all men which added greatly to the plays’s burlesque character; they were often earthy to the point of being bizarre. It is not always possible to translate these highly specific innuendoes into an acceptable idiom; often they are best left to the reader’s imagination. The following shrovetide play was purposely included in the anthology without an accompanying synoptic translation because the play is quite accessible with the aid of the footnotes provided in the text and because it represents a fairly good idea of what the secular medieval drama was like.

    The shrovetide play experienced its greatest success during the sixteenth century in the hands of Hans Sachs. Although Hans Folz (fl.1479-c.1515) and Hans Rosenplüt (c.1400-1470) contributed to the genre during the fifteenth century, both the problems of authorship (only one play can be attributed to Rosenplüt with certainty and only ten to Folz) and chronology seem insurmountable. Hans Rosenplüt’s shrovetide plays are all of the revue type, whereas Folz’s plays were trendsetters in the development of moderately dramatic plays, so-called «Handlungsspiele».

    The plays were always performed without a stage and hardly any props. The ‘stage’ was the dance floor at an inn or at a festivity, and the plays were intended solely as burlesque entertainment. As in the play below (K 9 in Keller‘s Fastnachtspiele aus dem 15. Jahrhundert), after greeting the innkeeper, a spokesman, the «Vorläufer», also referred to as «Praecursor» or «Ausschreier», introduces the company of exclusively male amateur actors to the assembled patrons. After asking the audience’s indulgence for any—of course intended—crudities, the ‘play’ begins and a group of travelling journeymen («Handwerksburschen») tell their tall, absurd stories about their adventures. At the end the «Ausschreier» also bids farwell. Asides are frequent in the plays; their purpose is to both silence a noisy crowd and to interject a certain degree of anticipatory suspense. As is the case with Der Ackermann aus Böhmen, reading the play out loud will considerably enhance intelligibility.

 

 

Ein Vastnachtspil

Got gruß den wirt und sein gesind,
Sein zarte frauen und seine kind,
Got gruß die zarten hausdiern,1
Die kan uns praten kuten und piern,2
5 Man sagt, sie kun gut suppen machen
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Und auch gut pletz und krapfen pachen.3
Ich hab groß lieb zu ir getragen,
Und hab irs doch nie turren sagen.4

Nu schweigt und habt eur ru,
10 Und horet uns ein kleine weil zu!
Und ob ir uns nicht tut zustoren,5
So wert ir große wunder horen,
Hab wir erfaren in fremden landen,
Do wir gar lang sein irr gestanden.6
15 Itlicher7 waiß do wunders vil
Und wer das eben merken wil,
Die vasnacht machet vil lappen,8
Das sich mancher macht zu eim ackertrappen.9
Nu merkt ir wol, wer nerrisch tut,
20 Das helt man im heut als vergut.10

Das sprich ich auch vil tummer knecht,
Itlicher zeit tut man ir recht.
Die vasnacht11 hat ein solchen siten,
Das groß andacht wirt vermiten,12
25 Die vasnacht kan vil narren machen
Und das man irs schimpfs13 mug lachen.14
Solch narren man heut gern sicht,
Der man am karfreitag15 gert nicht;
Wer es aber am karfreitag wolt anfahen,
30 Mit kamerlaugen wurd man im zwahen.16
Hor, kamerlaugen woll wir nicht,
Ein iede zeit die hat ir pflicht,

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Wenn17 heut gefelt es uns gar wol,
35 Des man sich am palmtag18must schemen;
Darumb sult irs in gut aufnemen,19 
Ob wir ein tail zu grob hie spinnen.20
Heut tut mangem weisheit zurinnen,21
Und der sich tut zu narren machen,
40 Das man sein müg in schimpf lachen.22

Die weisheit laß wir anstan,23
Ein anders woll wir fahen an.
Hie sein wol gewandert knaben,
Die sich gar wol versucht haben;24
45 Ir itlicher also besunder25
Hat gesehen manichs wunder;
Und das ein ider sagen soll,
Villeicht geviel es der Elsen wol,
Das sie im gibt zu lon ein kranz,
50 Wenn er zu ir kumpt an den tanz.

Wol her, Hainz von Trewetzen26
Und Kunz von Tramin ge zu der Metzen
Und Gundelwein von Tribilant

Medieval Drama: Ein Fastnachtspiel 469
Und Heinz Gotz mit der lamen hant27
55 Und du Herman Hans von Trimatei
Und du Rubenschlunt von Safferei
Und Fullendrussel Wissmirdasgeseß
Und Piersieder von dem Gefreß,
Last horen, was euch sei geschehen,
60 Was ieder wunders hab gesehen.

Ich kam gen Trebetzen gezogen,
Ein ku was auf ein paum geflogen,
Die tet sich solicher arbeit fleißen,28
Das sie kund gut fladen29 scheißen,
65 Die puchen30 unter den paumen
Ein ros, das scheiß gut pflaumen;
Kunz von Tramin an der Metschzen,
Wilt du fladen essen zu Trebezschzen?

Ich Cunz von Tramin an der Mezschzen
70 Ich weiß dir, Heinz von Trebezschzen,
Zu Tramin an der Metschz ein maier,31
Der legt alle tag dreu große aier,
Ir iedes als ein padhuetlein,32
Die pußen dir den hunger dein.33
75 Daran gibt er dir auch die susse,34
Die ist dir gut fur die schusse.35
[...]

Ich Herman Hans von Tribetei
Ich weiß noch vil mer, dann eur drei.
95 Zu Tributei do ist ein fraue,
Die hat ein schweinsmuter, ein saue;

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Die sau scheißt solchen driokes,36
Wer des bei dreien pfunden eß,
Das wer ein erznei dafur,
100 Das an seim leib nichts erschwur.

Von Sauferei ich Rubenschlunt
Mir wart die abenteuer kunt,
Ich hab vier gens gesehen doch,
Das die prieten einen koch,
105 Dem ran schmalz auß der arskerben.37
Wen der hust wolt verderben,38
Der nem des schmalz in seinen munt,
Das machet in pald gesunt.
Der koch was an gelt gar reich
110 Und was dem koch am heumarkt geleich.39

Ich Fretendrussel von Wischmirsgeseß40
Ich weiß ein arznei, wer der eß,
Die wurd im ein gute erznei pringen,
Das er gar sußleich41 wurd singen.
115 Die erznei kumt von einen winden,42
Die die feigenklauber43 auf der gaßen finden.
Die kugelein sein gar gesunt,
Zu der stimm nimst du sie in den munt.44
[...]

Ir habt all groß kunst erfarn,
Ich wil mich mit andern sachen bewarn,
Auf ein ander kunst wil ich mich wegen.
130 Ich waiß ein frauen, die tut fegen
Mit irer laugen, die sie macht,
In funf tagen und in funf nacht,45

Medieval Drama: Ein Fastnachtspiel 471
Piß die laugen gewint farb und smack.
Wem sie domit zwecht46 kopf und nack,
135 Dem macht sie gel und kraus sein har
Und nimt nicht schwefel noch eierklar.47
Ich tut euch all groß kunst unterwinden.
Ich sach ein mait ein igel schinden48
Mit iren zarten linden hentlein;
140 Das sich die mait nit stach darein,
Das dunkt mich doch hie besunder
Zwar das allergroste wunder.
Und welche mait woll junkfrau sein,
Die mach den palk fur ir fensterlein,49
145 So kan ir kein pruchmais geschaden,
Sie woll in dann gern lassen in ir gaden.50

Nu hort und schweigt do hinten!51
Man spricht, ein igel sei pos52 zu schinten.
[...]

Nu hort zu, ich muß euch sagen
Und meinen großen kumer klagen.
Ich hab ein schone stolze tocken,53
170 Die trag ich des nachts zu dem rocken.54
Ein muter und ein tochter thun mir zilen,55
Die wolten mit meiner tocken spilen.
Die tochter spilt der tocken mit mir,
So kumt die muter gelaufen schir
175 Und findet uns beide auf eim haufen,

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So hebt sich dann ein schlahen und raufen.56
Die muter spricht: Du faige57 haut!
Ich wolt auch gern sein ein praut.
Also spilen sie mit mir der tocken
180 Und das ich oft ge zu dem rocken.

Die kurzweil58 die ist nu volpracht.
Herr wirt, das sei zu guter nacht,
Und nemt vergut unsern schimpf,
Ziht unser torheit in einen gelimpf!59
185 Wir meinen, wer heut nerrisch tut,
Das halt man im doch alles vergut,
Und gebt uns urlaub, es ist zeit,
Wann wir mußen noch ziehen weit.
Und wolt niemant nach uns fregen,
190 So weist sie hin gen Erlestege60
Oder hinuber zu dem tauben etlein,61
Da sol heint62 unser herberg sein.

Hans Folz, Ein Fastnachspiel von den, die sich die weiber naerren lassen [Titelblatt]